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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wie bereits seit vielen Jahren thematisiert und danach was mich angeht in neuen Kontakten immer wieder bestätigt, erfahren viele Autisten, die sich in vielfach nicht genügend barrierefreie Daseins-, oft Erwerbsumstände begeben, so etwas an einem Alter von 30 öfters den autistischen Burnout.

Das wäre an sich nicht unbedingt ein Thema zu Autismus an sich, wenn es nur um Folgen eines Umgangs mit Nichtautisten und deren Wirken gehen würde. Aber hier geht es mir um den weiteren Verlauf, und dazu habe ich schon den Eindruck, daß das stark auch damit zu tun hat, wie Autisten als Autisten mit solchen Änderungen in ihnen selbst umgehen.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, nachdem ein autistischer Burnout erfahren wurde? Manche lassen es zumindest irgendwann ruhiger angehen, werden vielleicht früh berentet.

Wie entwickelt es sich dann weiter? Wird erfahren nach einigen Jahren irgendwann allmählich wieder zu Kräften zu kommen? Mir wurde mittlerweile immer wieder berichtet oder ich habe es selbst beobachtet, daß Einzelne auch 10 Jahre nach einem autistischen Burnout eigentlich eine Änderung dieses zerstörten Zustands erfahren, z.B. trotz länger zurückliegender Berentung?

Wie oft zeigt sich wohl welcher zeitliche Verlauf? Von was für Umständen könnte das abhängen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
21.06.25, 10:18:11
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5H4D0W
(Alien)

Wenn ich mir den Wikipedia Artikel zum autistischen Burnout durchlese, dann kann ich mich darin durchaus wieder erkennen. Meine offizielle Diagnose lautet rezidivierende depressive Störung. Burnout gibt es bei meinem Psychiater noch nicht (ICD 10). Bin seit Anfang des Jahres krank geschrieben; meine Arbeit habe ich einvernehmlich gekündigt.

Zitat:
Wie entwickelt es sich dann weiter?

Darauf bin ich auch gespannt. Mein nächster Termin ist bei einer Arbeitspsychologin um festzustellen ob ich wieder arbeitsfähig bin.
Derzeit bekomme ich mobile sozialpsychiatrische Betreuung; selbst einfache Dinge wie Aufräumen oder Einkaufen fallen mir schwer. Dinge die ich vor 20 Jahren gemacht habe sind jetzt undenkbar für mich.
25.11.25, 03:39:16
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von 5H4D0W:
Darauf bin ich auch gespannt.

Also liefe es bei dir seit Anfang des Jahres und noch nicht mehrere Jahre.
Zitat:
mobile sozialpsychiatrische Betreuung; selbst einfache Dinge wie Aufräumen oder Einkaufen fallen mir schwer

Auf dich wirkt es nicht problematisch diese Leute in deinen Rückzugsbereich zu lassen?

Offenbar gibt es also inzwischen einen eigenen Wikipedia-Artikel:
Zitat:
Als autistischer Burnout (engl. autistic burnout) wird ein anhaltender Zustand intensiver mentaler, emotionaler und körperlicher Erschöpfung bezeichnet, der bei Autisten auftreten kann. Typischerweise geht er mit einer Verstärkung der autistischen Symptomatik sowie einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit einher. Dies umfasst beispielsweise die Verstärkung exekutiver Funktionsstörungen, den Verlust sozialer Kompetenzen, eine verstärkte sensorische Überempfindlichkeit, Gedächtnisprobleme und das Auftreten von Brain Fog.

Während „klassischer“ Burnout, der auch bei nicht-autistischen Menschen auftreten kann, durch Belastungen am Arbeitsplatz entsteht, ist der autistische Burnout eng mit den besonderen Herausforderungen und Belastungen verbunden, denen autistische Menschen tagtäglich begegnen. Als Hauptursache gilt chronischer Stress durch andauernde sensorische oder emotionale Überlastungssituationen in Alltag und Beruf sowie Anpassungsbemühungen an die neurotypische Umgebung („Masking“).

Der autistische Burnout wird erst seit wenigen Jahren systematisch erforscht, weshalb bislang nicht geklärt ist, ob es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Beurteilungsverfahren zu seiner Diagnose befinden sich derzeit noch in der Entwicklung bzw. Testphase.[1][2][3] Für eine erfolgreiche Therapie gilt als entscheidend, einen autistischen Burnout als Ursache der Symptome zu erkennen, die denen von Depressionen, Angststörungen oder dem „klassischen“ Burnout ähnlich sein können, da er eine andere Behandlung erfordert.[4]

Im Kern eines autistischen Burnouts steht ein über längere Zeit anhaltender Zustand intensiver mentaler, emotionaler und körperlicher Erschöpfung, der sich auch durch Ruhe nicht bessert. Dieser wird begleitet von einer individuell unterschiedlichen Vielfalt an Symptomen. Besonders charakteristisch ist der Rückzug von zwischenmenschlichen Kontakten, selbst von engen Beziehungen, was teils als Symptom, teils aber auch als Schutzmechanismus vor weiterer Überlastung beschrieben wird.[5] Begleitend dazu kommt es häufig zu einer Verstärkung der für Autismus typischen sensorischen Überempfindlichkeit. Bestimmte Sinnesreize, die normalerweise erträglich sind, werden plötzlich als unerträglich und überwältigend empfunden, wodurch es schneller zu Reizüberflutungen und in der Folge häufiger zu Melt- und Shutdowns kommt. Die allgemeine Stresstoleranz ist herabgesetzt und Betroffene sind nicht mehr zu effektivem Masking in der Lage.

Häufig beschrieben wird auch der Verlust einer Vielzahl von Fähigkeiten, die zuvor gut entwickelt waren. Dies umfasst beispielsweise erlernte Lebenskompetenzen, soziale Kompetenzen, Exekutivfunktionen sowie die Selbst- und Emotionsregulation. Auch Sprach- und Kommunikationsstörungen bis hin zum Mutismus können auftreten. Darüber hinaus kann es zu einer Reihe kognitiver Beeinträchtigungen kommen, wie beispielsweise Gedächtnisproblemen, Brain Fog, Schwierigkeiten beim Problemlösen, Konzentrationsstörungen und sogar dissoziativen Zuständen. Betroffene sind in der Folge nur noch eingeschränkt in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen und mitunter sogar auf Hilfe von außen angewiesen. Zum Teil kehren verlorene Fähigkeiten nicht mehr auf das Niveau vor dem Burnout zurück, sondern bleiben langfristig beeinträchtigt.[6][7]

Zur Dauer eines autistischen Burnouts liegen bislang noch keine genauen Erkenntnisse vor. Er kann von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren andauern und auch mehrfach wiederkehren. Der Zustand wird von Betroffenen als quälend beschrieben und kann die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen. Häufig verstärken sich psychische Vorerkrankungen wie Depressionen und Angststörungen und es kommt vermehrt zu suizidalen Gedanken.[5][8]

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.11.25, 21:25:10
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5H4D0W
(Alien)

Zitat:

Also liefe es bei dir seit Anfang des Jahres und noch nicht mehrere Jahre.


Starke Erschöpfung und Depression hatte ich das erste Mal in meiner Jugend, zu der Zeit als ich Matura (Abitur) machte. Das zweite Mal gegen Ende meines Studiums.
Das berufliche Burnout hat sich über fast 10 Jahre hinweg entwickelt. Da habe ich nach dem 12 Phasen Modell alles durchgemacht. Ich habe nur so lange durchgehalten weil die Arbeit "mein Baby" war und irgendwie auch das (Zweit-)Beste was ich noch hatte.
Erst im letzten Jahr habe ich begonnen extern Hilfe zu suchen (Hausärztin-Sozialarbeiter-Therapeutin-usw). Seit Anfang des Jahres dann Krankenstand mit gleichzeitige Ankündigung, dass ich die Arbeit nicht weitermachen kann. Es folgte ein 6(+2)-wöchiger Aufenthalt in einer Tagesklinik und jetzt im Herbst eine 6-wöchige ambulante Reha.

Zitat:

Auf dich wirkt es nicht problematisch diese Leute in deinen Rückzugsbereich zu lassen?


Das war eine sehr große Überwindung für mich. Kurz gesagt: Meine Wohnung spiegelt mich selbst wider und nicht einmal meine Mutter durfte sie noch betreten,... so schlimm ist es. Ich hatte seit Jahren niemanden in meiner Wohnung gelassen.
Die Betreuerin ist mir aber sympathisch und es hilft mir wirklich weiter.
27.11.25, 16:27:11
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 28.11.25, 13:02:08

Zitat von 5H4D0W:
Das berufliche Burnout hat sich über fast 10 Jahre hinweg entwickelt. Da habe ich nach dem 12 Phasen Modell alles durchgemacht.

Das bezieht sich wohl auf das 12-Phasen-Modell nach Freudenberger (im Quelllink unten werden auch andere Punkte-Modelle aufgeführt):
Zitat:
Die 12 Burnout-Phasen nach Freudenberger

Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger gilt als Pionier der Burnout-Forschung und beschrieb 1974 in seiner Abhandlung „Staff Burn-out“ das Phänomen Burnout, das heute allgegenwärtig ist. Gemeinsam mit seiner Kollegin Gail North hat er zwölf Phasen identifiziert, die einen typischen Weg von einem idealistischen High-Performer bis hin zum kompletten Zusammenbruch schildern.

12 Burnout-Phasen nach Freudenberger

Stell dir vor, du beginnst einen neuen Job und stürzt dich mit Begeisterung in die Arbeit. So könnten die 12 Burnout-Phasen im Detail für dich ablaufen:

1 Zwang, sich beweisen zu müssen: Du hast hohe Ansprüche an dich selbst und willst dir und anderen beweisen, dass du es drauf hast. Dieses Verhalten an sich ist nicht zwingend der erste Schritt in den Burnout, aber ein deutlicher Risikofaktor.

Da gäbe es wohl einiges an Ausprägungsstärke vom Sich-selbst-ausprobieren-wollen vom Von-anderen-anerkannt-und-bestätigt-werden und danach auch innerlich lechtzen?
Zitat:
2 Verstärkter Einsatz: Schnell legst du ein extremes Leistungsstreben an den Tag. Du willst allen Erwartungen gerecht werden, nimmst Überstunden gern in Kauf und übernimmst immer mehr Aufgaben. Auch im Urlaub und am Wochenende erreichbar sein? Kein Problem!
3 Vernachlässigen eigener Bedürfnisse: Langsam findet ein Umdeuten deine Wirklichkeit statt. Die viele Arbeit macht Spaß, wird als normal empfunden und Kollegen seltsam beäugt, die weniger engagiert sind.

Du hattest solche andere auch kritisch beäugt?
Zitat:
Freizeit, gesunde Ernährung, Sport? Solche Dinge werden weniger wichtig als früher. Erste Symptome wie Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten können auftreten.

Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme schon in Punkt 3 von 12? Zu Schlafstörungen neige ich eigentlich kaum.
Zitat:
4 Verdrängen von Konflikten: Ärger mit dem Partner oder Kollegen? Die verstehen einfach nicht, wie viel Arbeit du hast und wie wichtig dir dein Job ist. Du spürst immer mehr, dass dir Dinge zu schaffen machen: Du fühlst dich oft müde, vergisst Termine oder bist unpünktlich, obwohl das sonst nicht deiner Art entspricht.

Wirkt auch eher nicht, als würde soetwas auf mich zutreffen.
Zitat:
5 Umdeuten von Werten: In dieser Phase stumpfst du langsam ab. Was dir früher wichtig war, spielt jetzt eine untergeordnete Rolle. Es ist, als würde sich dein Blickfeld verengen, fokussiert auf deinen Job und die täglichen Probleme. Soziale Kontakte empfindest du zunehmend als belastend.

Mir kommt es so vor, als würde das auf ziemlich viele Erwerbstätige nach einigen Jahren mehr und mehr zutreffen.
Zitat:
6 Verleugnen auftretender Probleme: Es kann gut sein, dass du dich selbst nicht mehr richtig verstehst. Wo ist die Begeisterung vom Anfang hin? Du begegnest deinem Umfeld vermehrt hart und abgestumpft, bist ungeduldig und wenig tolerant. Du wirst deutlich weniger leistungsfähig, willst es aber nicht wahrhaben.
7 Sozialer Rückzug: Hattest du zuvor schon weniger Kontakte, ziehst du dich nun noch mehr zurück. Familie und Freunde nerven dich eher, statt dich aufzubauen. Du fühlst dich allein, hoffnungslos und suchst dir womöglich Ersatzbefriedigungen in Form von exzessivem Sport, übermäßigem Shopping oder Alkohol. Dein Job ist nicht mehr als ein Dienst nach Vorschrift.
8 Verhaltensänderungen: Merkst du selbst, dass du dich anders verhältst als früher? Vielleicht – vor allem aber bemerkt es dein Umfeld. Hilfsangebote schlägst du (oft unwirsch) ab, dir ist alles egal und du wirkst auf deine Umgebung teilnahmslos. Manche klammern sich sehr intensiv an einzelne Personen, andere meiden soziale Kontakte komplett. Die „Alles egal“-Stimmung zieht sich durch Privat- und Berufsleben. Im Job kannst du zusätzliche Aufgaben praktisch nicht mehr bewältigen.

Ähnlich 5, würde ich meinen?
Zitat:
9 Depersonalisierung: Du hast das Gefühl, nicht mehr du selbst zu sein, dich nicht mehr zu kennen. Dein Leben fühlt sich sinnfrei und leer an. Du hast das Gefühl, nur noch zu funktionieren – und auch das nur mäßig gut. Körperliche Beschwerden treten immer mehr in den Vordergrund.

Hm, wie hätte es sich für die Person wohl demnach angefühlt sie selbst zu sein?
Zitat:
10 Innere Leere: Du fühlst dich komplett leer, innerlich abgestorben oder ängstlich. Vielleicht versuchst du, diese Leere durch exzessive Handlungen wie Shopping, Sex oder Essen zu füllen.
11 Depression: Dein Leben fühlt sich ausschließlich negativ und nicht mehr lebenswert an. Du bist verzweifelt, hoffnungslos und leidest unter einer massiven Kraft- und Antriebslosigkeit. Selbstmordgedanken sind keine Seltenheit.
12 Völlige Erschöpfung: In diesem Stadium befindest du dich in einer massiven Krise. Du brichst komplett zusammen, sowohl körperlich als auch emotional und mental. Die Suizid-Gefahr ist in diesem Moment sehr hoch.

Quelle

Das sollen wohl Steigerungen sein, für mich allerdings kaum greifbar beschrieben. Ich für mich wüßte nicht, ob ich nun "komplett leer" oder "ausschließlich negativ und nicht mehr lebenswert" als schwerwiegender betrachten sollte.

In so einigem Zentralen bin ich wohl für mich recht ratlos, aber eventuell passt das nicht wirklich in eine solche Erwerbstätigkeits-Punkteliste (oder mehr einen Zusammenhang, in dem jemand Rudel-Anerkennung von anderen suchen würde).
Zitat:
Es folgte ein 6(+2)-wöchiger Aufenthalt in einer Tagesklinik und jetzt im Herbst eine 6-wöchige ambulante Reha.

Ist für dich in der Form vermutlich körperlicher Anwesenheit wohl machbar?
Zitat:
so schlimm ist es.

"Aufräumen" hat für dich wohl eine gewisse Bedeutung?
Zitat:
Die Betreuerin ist mir aber sympathisch

Achso.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
28.11.25, 13:01:04
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5H4D0W
(Alien)

geändert von: 5H4D0W - 03.12.25, 18:47:06

Zitat:
Du hattest solche andere auch kritisch beäugt?

Ja. Wenn mich ein Thema interessiert dann hänge ich mich voll rein und ich habe jene Kolleg:inn:en für die es "nur ein Job" war ein bisschen als "Verräter" empfunden - immerhin wollte ich mit meiner Arbeit "die Weltherrschaft an mich reißen", das heißt ich hatte sehr ambitionierte Ziele.

Zitat:
Ist für dich in der Form vermutlich körperlicher Anwesenheit wohl machbar?

Ja, aber auch nur weil es ambulant war. Ich hätte auch auf stationäre Reha gehen können, aber das hätte ich nur schwer durchgehalten. Bei der ambulanten Reha konnte ich am Abend wieder daheim sein um mich zu regenerieren.

Zitat:
"Aufräumen" hat für dich wohl eine gewisse Bedeutung?

JA. Zwei Komponenten spielen da mit:
1.) Wenn es so etwas wie ein Messie Gen gibt dann ist es in meiner Familie verbreitet. Ich kenne innerhalb meiner Verwandtschaft mehrere Leute die so viel Zeug haben dass es nicht mehr möglich ist Ordnung zu halten. Ich zum Beispiel sammle sehr gerne. Ich tue mir auch schwer Dinge auszumisten.
2.) Durch die Depression/Erschöpfung hatte ich irgendwann nicht mehr die Energie/Motivation aufzuräumen. In meiner Wohnung gibt es Orte die schon seit 10 Jahren nicht mehr aufgeräumt bzw. geputzt wurden.

03.12.25, 18:45:17
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von 5H4D0W:
Wenn mich ein Thema interessiert dann hänge ich mich voll rein

Dazu neigen wohl etliche Autisten, aber ob das so wirklich zu einem autistischen Burnout führt? Nicht eher soetwas wie der Versuch auch wie ein NA zu sein? Gegen die eigene ungewöhnliche Natur zu handeln, weil dem Vergleich mit anderen und deren Tun mehr vertraut wird als der Blick nur ins eigene Innere?
Zitat:
Bei der ambulanten Reha konnte ich am Abend wieder daheim sein um mich zu regenerieren.

Aha, ja schon noch etwas anderes dann, wenn auch für einige Autisten ebenfalls sehr belastend. Für andere kaum.
Zitat:
Wenn es so etwas wie ein Messie Gen gibt dann ist es in meiner Familie verbreitet. Ich kenne innerhalb meiner Verwandtschaft mehrere Leute die so viel Zeug haben dass es nicht mehr möglich ist Ordnung zu halten. Ich zum Beispiel sammle sehr gerne. Ich tue mir auch schwer Dinge auszumisten.

Für mich ist diese Rede von "Ordnung halten" ersteinmal eine (in diesem Fall eher seltsame und unnatürliche) kulturelle Lehre, die im Grunde völlig irrelevant ist.
Zitat:
In meiner Wohnung gibt es Orte die schon seit 10 Jahren nicht mehr aufgeräumt bzw. geputzt wurden.

Hast du das Gefühl gerne mehr freien Platz in der Wohnung haben zu wollen? Ich würde sagen, ich habe bei mir genug. Und "putzen" ist für mich auch so eine kulturelle Seltsamkeit, die wohl in der heutigen Form viel mit der fragwürdigen (und teils schädlichen) Hygieneindoktrination seit ca. 200 Jahren zu tun hat.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
07.12.25, 12:17:10
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5H4D0W
(Alien)

Um noch näher auf meine Arbeitsgeschichte einzugehen: Ursprünglich war es mein Traumjob. Eine Mischung aus Sozial, Kreativ und Technisch. Ein kleines Team, immer die selben Leute, ein sehr ruhiger Arbeitsort, zu Fuß erreichbar. Und mein Vorgesetzter hat es mir überlassen wie ich arbeite und hat mich/uns bei der Erarbeitung des Konzepts mit einbezogen. Ich habe zwar auch damals schon Überstunden gemacht und viel meiner Freizeit investiert, aber damals fühlte es sich gut an. Das ganze war mein "Baby".
Dann kam eine firmeninterne Umstrukturierung. Wir wurden mit einem anderen Bereich zusammengelegt mit neuer Leitung, größerem Team, viel mehr Kommunikation, schlechterem Konzept, lauter Arbeitsort und ich musste mit einer übervollen Straßenbahn hinfahren,...
Da begann es dann problematisch zu werden. Das war für mich auch die Zeit wo ich mit meinem Autismus Probleme in der Arbeit bekam und auch erstmals überlegte mich diagnostizieren zu lassen. Damals habe ich mich auch hier angemeldet.

Zitat von 55555:
Dazu neigen wohl etliche Autisten, aber ob das so wirklich zu einem autistischen Burnout führt?

Ich denke das allein auf jeden Fall nicht. Ich habe mich bis jetzt auch eher auf mein berufliches Burnout bezogen und da war es im ursächlichen Sinn schon ein Faktor.

Zitat von 55555:
Nicht eher soetwas wie der Versuch auch wie ein NA zu sein?

Ich denke dass ich schon relativ authentisch war und versucht habe ohne Maske zu agieren.
Das hat mir im neuen Team auch Probleme eingebrockt. Ich sage was ich mir denke, bin dabei sehr präzise aber halt auch schroff. Ich hatte genaue Vorstellungen bezüglich der Arbeit und war mit vielen Dingen unzufrieden. Das habe ich versucht zu Kommunizieren. Aberkennst du das wenn man etwas sagt und dann kommt nur so eine Stille. Und man weiß man ist wieder einmal in ein Fettnäpfchen getreten. Da hatte ich mit der neuen Leitung (und auch zwei mal mit dem stellvertretenden Geschäftsführer) so meine Konflikte. Inklusive ernsthafte Mitarbeitergespräche und Standpauken per Telefon. Zunge rechts

Zitat von 55555:
Hast du das Gefühl gerne mehr freien Platz in der Wohnung haben zu wollen?

Auf jeden Fall. Allein schon um meine Hobbies wieder ausleben zu können. Ich bin derzeit durch das ganze Zeug schon sehr eingeschränkt.
Ich will auch wieder Menschen in meine Wohnung lassen können. Seit 2015 hatte ich eine soziale Rückzugsphase und jetzt bekomme ich langsam wieder das Bedürfnis das zu verändern.

Zitat von 55555:
Und "putzen" ist für mich auch so eine kulturelle Seltsamkeit,...

Ich brauche es eh nicht klinisch rein. Aber derzeit ekelt es mich und das will ich ändern.
08.12.25, 23:38:02
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von 5H4D0W:
Dann kam eine firmeninterne Umstrukturierung. Wir wurden mit einem anderen Bereich zusammengelegt mit neuer Leitung, größerem Team, viel mehr Kommunikation, schlechterem Konzept, lauter Arbeitsort und ich musste mit einer übervollen Straßenbahn hinfahren,...
Da begann es dann problematisch zu werden.

Ja, und viele Autisten haben noch nie erfahren, was für schwere Folgen es hat sich dann einfach treiben zu lassen "weil die anderen es ja auch machen" statt klar und konsequent Grenzen für sich zu ziehen und gegebenenfalls eben zu kündigen, beziehungsweise möglichst vorher was Besseres zu finden. Und bis heute werden ja Autisten auch vor allem wohl Ansichten von Nichtautisten zu Autismus vermittelt, die eher zum Ziel haben die dazu zu prügeln wie Nichtautisten zu sein, statt die massenhaften Erfahrungen von anderen älteren Autisten. So werden immer neue Generationen von Autisten in diese Zerstörung neu hineingetrieben, aus reiner NA-System-Arroganz und auch dessen verbreiteter Begründetheit auf äußerer Druckausübung mittels einseitiger Macht.

Dieses Thema hatte ich angefangen für einige andere Autisten, die sich in einen autistischen Burnout hatten treiben lassen und eben nach einenen Angaben teils selbst 10 Jahre später noch nicht aus ihn herausgefunden haben. Und ich kann mir vorstellen, daß es auch da nutzen könnte Erfahrungen auszutauschen. Z.B. wie sie es schafften sich dann doch wieder "neu zu sortieren" nach festen Entschlüssen künftig da strikt innere Grenzen zu ziehen, ganz egal was alle anderen sagen und einem reinzudrücken versuchen.

Aber auch ich bin seit einigen Jahren in soetwas Ähnlichem, ich denke nicht, daß es ich es als autistischen Burnout ansehen würde, es ist wohl eher eine Folge von einer mechanischen körperlichen Verletzung und sehr starken Schmerzen über längere Zeit und als die ganz ganz langsam weniger wurden stellte sich dieser Zustand ein, den ich vorher so nicht kannte.
Zitat:
Auf jeden Fall. Allein schon um meine Hobbies wieder ausleben zu können. Ich bin derzeit durch das ganze Zeug schon sehr eingeschränkt.

Aha, na dann. Wir haben hier wohl auch einfach weit überdurchschnittlich viel Platz.
Zitat:
Ich will auch wieder Menschen in meine Wohnung lassen können. Seit 2015 hatte ich eine soziale Rückzugsphase und jetzt bekomme ich langsam wieder das Bedürfnis das zu verändern.

Zitat:
Ich brauche es eh nicht klinisch rein. Aber derzeit ekelt es mich und das will ich ändern.

Aha.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
09.12.25, 15:35:52
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