haggard
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mich beschleicht ein ganz seltsamer gedanke. seit monaten versuche kontakte zu FC-schreiben autisten herzustellen. da das offenkundig nicht möglich ist, besitze ich den eindruck, dass entweder diese menschen gar nicht existieren oder aber, traurigerweise, FC funktioniert nicht.
wenn ich die menschen auf 100% setze, über die über umwege erfahren wurde, dass sie existieren und anfragen erfolgten, dann ist FC eine 100%ige niederlage, wenn diese 100% - egal welchen hintergrund oder welche fähigkeiten sie besitzen oder wo sie geografisch angesiedelt sind, mehr oder weniger zeitgleich plötzlich keine äußerungen abgeben können.
und ja, wenn ich die FC-texte lese, von der sehnsucht und dem verlangen, dass ihr wort noch mehr menschen erreichen möge oder dass sie die fähigkeit erlangen würden vielleicht sogar irgendwann sprechen zu können, dann frage ich mich ernsthaft, warum "kneifen" sie? warum wird die chance nicht genutzt?
ich kann nicht beschreiben, wie maßlos enttäuscht ich bin.
besonders interessant fand ich die aussage in einem video von einem mann über seinen nicht sprechenden autistischen bruder. ehe dieser mit bildkarten kommunizieren lernte, interpretierten die angehörigen einfach, was dessen willensbekundungen wären - und lagen falsch. was ist, wenn die texte gar nicht wirklich von den autisten stammen? wovor haben eventuell die eltern angst, wenn sie im letzten moment doch keinen kontakt zulassen? ist ihnen eventuell bewusst, dass ihre kinder gar nicht das äußern, was ggf. am pc erscheint? fände ich genauso traurig.
aber ich könnte lumpen k*tzen, wenn ich bis heute nicht sprechen würde und nicht nur im kunstunterricht meine hand geführt worden wäre, sondern auch "beim schreiben". selbst diese mitteilungslosen kunstbilder waren nicht mein werk. so wie mich meine mutter für die bilder mit den schönen farben lobte, das ich gemalt hätte und für die tolle lehrerin, die sich so viel mühe mit mir gab. das war nicht mein bild. das habe ich nicht gemalt. das war nicht meine farbauswahl. so, wie die lehrerin mein farbkästchen "vergewaltigte", wollte ich das nicht mehr haben und warf es weg. damit die lehrerin beim nächsten mal nicht mehr so darin herumrühren konnte, bis sich blasen bildeten, wo nach meinem empfinden keine blasen vorhanden sein durften.
nur angenommen es gäbe menschen, die von juveniler aphasie betroffen wären, bei denen folglich das sprachzentrum ge- oder zerstört wäre. habe mich lange mit dieser frage beschäftigt und der frage, wie ein mensch sprache erlangen kann, wenn es im gehirn keinen bereich mehr dafür gibt oder keinen bereich der das mögliche sprachverständnis mit motorischen ausführungen verknüpft. wie soll so ein mensch eigene, sinnvolle, verständliche texte produzieren können? wenn mich leute von außen betrachten, kommen sie wahrscheinlich, ihren reaktionen nach zu urteilen, auch nicht auf die idee, dass ich mich schriftlich derartig mitteilen kann. und nun? beginne ich doch massiv an FC zu zweifeln.
würden diese autisten, die sich beschreibungen nach selbst bedienen können, selbst mit den händen etwas greifen und bewegen können - ohne gestützt zu werden aus papierschnipseln auf denen worte stehen - ganz frei sätze bilden können, einen wunsch äußern können, wenn so viele worte zur auswahl stehen, dass sich nicht auch per zufall eine wunschäußerung ergibt?
falls das möglich ist:
warum würden sie dann weiter per stützer traktiert werden?
warum dann kein sprachcomputer zur eigenständigen bedienung, in den worte eingepflegt werden können?
was mich weiter interessiert:
an welchen fragen, oder äußerungen oder geschriebenen treten kontaktabbrüche bzw. verweigerung des gestütztwerdens auf? bei womöglich krass falschen interpretationen?
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