Lisa M.
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Ich hab da ja auch nur vorsichtshalber drauf hingewiesen, weil der Vergleich von Computer und Gehirn ja öfter mal auch allgemeiner vorkommt. Überhaupt ist die mechanististische Weltsicht, nach der Lebewesen im Wesentlichen wie Maschinen funktionieren, noch nicht so ganz ausgestorben. Dabei ist eigentlich der Witz an der Sache, dass ausgerechnet so ein mechanistisches Weltbild im Grunde nicht ohne einen Gott funktionieren kann, der die Maschinen gebaut und die Computer programmiert hat! Maschinen entstehen nicht von selbst, auch wenn man noch so lange wartet. Wenn die Glühbirne im Badezimmer durchbrennt, wird sie sich auch in Millionen von Jahren weder selbsttätig ausgewechselt haben, noch wird der Glühdraht nachwachsen. Die Welt des Mechanischen gehorcht den Gesetzen der Entropie.
Im Gegensatz dazu sind Lebewesen in der Lage, ihre innere Ordnung zu bewahren und sogar auszubauen. Die Anfänge einer solchen Selbstorganisation wurden tatsächlich in der Chemie entdeckt - in "pulsierenden" chemischen Reaktionen, die sich selbst erhalten. Nötig ist dazu ein Zustand fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht, d.h. ein "Durchfluss" von Energie, und das Vorhandensein von Katalysatoren, die selbst nicht verändert werden, aber den Prozess am Laufen halten.
Gerade über die Gehirnentwicklung wurde in den letzten 10 Jahren entdeckt, dass sich das Gehirn v.a. in den ersten Lebensjahren durch seine eigene Tätigkeit quasi selbst erst richtig erschafft, indem durch das Feuern der Neuronen die Verbindungen erschaffen werden. Dass dieser Prozess überhaupt abläuft, ist natürlich genetisch verankert, aber das "wie" ist weitgehend von der Tätigkeit bestimmt. Bestimmte Fernverbindungen sind bereits bei der Geburt da, aber die "Feinvernetzung" passiert zu mehr als 80% in den ersten Lebensjahren. Das spielt für diese ganzen Debatten hier, was Autismus eigentlich ist, eine große Rolle. Da stand ja in mehreren Quellen, dass da u.a. was mit der Vernetzung nicht stimmen würde - die "Fernverdrahtung" sei nicht so in Ordnung, die Feinvernetzung dagegen zum Teil geradezu übermäßig gewuchert. Wenn das so richtig ist (und ich schätze, es stimmt), dann wäre das "Wuchern" der Feinverbindungen wohl eine Folge der mangelhaften Fernverbindungen, denn wenn die Neuronen feuern, dann "muss das ja irgendwo hin".
Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
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