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Zitat:
Ich kann mich nicht sehen
Die Definition von Ich geht durchaus über visuelle Eindrücke hinaus. Sehen bezieht sich nicht unbedingt auf die äusseren Augen.
Ich würde hinterfragen, die Begrifflichkeiten "Ich" und "sehen" Kleiner Assessing-Queue: Umgangssprachlich könnte man ja auch sagen - Ich sehe mich nicht in deinen Planungen. Würdest du auf so eine Aussage auch mit eindimensional visuell referieren mit deinem physischen Spiegel?
Zitat:
Ich habe keine Freunde.
Deutlicher kann der Hinweis doch nicht mehr sein. Hinterfrage "Freunde".
Zitat:
Ich bin so alleine
Die physische Aussenwelt, die du erklärungsmässig referierst <Eltern, Freunde> ist doch nun wirklich nur eine von vielen, mit Sicherheit aber nicht die wichtigste.
Ich bin Autist und ich kenne diese Einsamkeit. Die empfinde ich genauso, wenn um mich rum Leute sind und vor sich hin lärmen, was sie wohl "Kommunikation" nennen.
Eure Erklärungsversuche auf
Zitat:
Ich kann mein Blut nicht sehen
scheinen plausibel. Hier aber auch ein kleiner Hinweis aus eigenener Erfahrung (wobei ich selber keinen Kontakt zu anderen Autisten habe, somit nicht weiss, ob dies auch für andere gilt). An mir selber habe ich schon sehr frühzeitig im Kindesalter eine enorm gesteigerte sensitive Erfahrung im eigenen Körpergefühl erfahren. Es ist, als wenn ein Schaltkreis im Gehirn mir Statusmeldungen über Organe, Kreislauf, Hautspannung, Flexibilität der Blutleitungen, etc. liefert und immer wieder habe ich gemerkt, eigentlich schon vor dem Eintritt von Krankheiten, wie sich vor dem inneren Auge ein Bild von Fehlfunktionen in der Maschine "Körper" abzeichnete. Erst viele Jahre später wurde mir erstmals so richtig bewusst, das nicht jeder Mensch diesen inneren, ja wie soll ich sagen, permanenten "Status-Check" hat. Irgendwie fahre ich diesen Körper wie ein Auto, wo ich doch auch sofort höre, wenn der Motor nicht rund läuft, der Vergaser stottert, etc. In diesem Zusammenhang kann ich mir durchaus vorstellen, mein Blut auch nicht mehr zu sehen, dann aber im Sinne von der Blutkreislauf ist beeinträchtigt. Und mit 6 Jahren hätte ich das mit Sicherheit nicht so explizit verbalisieren können, sondern eher allgemein gehalten, im Sinne von "ich kann es nicht mehr sehen".
Woher soll man denn in dem Alter wissen, das andere anders funktionieren?????
Bitte meine Ansicht mit Vorsicht lesen. Ich bin Autist. Weiss nicht, ob das Kind auch Autist ist. Weiss nicht, ob auch andere Autisten so einen Erfahrung mit Ihrem Körper haben. Wenn das Kind allerdings autistisch wäre, dann könnte das durchaus eine ernstzunehmende Fehlfunktions Meldung gewesen sein.
Entscheidend wäre da das vorsichtige Hinterfragen der sensorischen Erfahrung "sehen".
Heute mit 50 Jahren denke ich, die meisten "Normalen" sind in der Tat beim "Sehen" extrem eingeschränkt, in der Regel auf visuelles beschränkt. Das Sehen von Harmonie, Rhytmus, Algorhytmen, Gewichtungen, Beziehungen beliebiger Manifestationen in beliebigen Zuständen untereinander und in Interaktion mit dem Betrachter, ist in der Regel bestenfalls rudimentär vorhanden. Da ist schon keine Sensorik vorhanden, wenn es um einfachste Mathe-Aufgaben geht, ob ein Ergebnis richtig, somit harmonisch ist, oder einfach nicht stimmen kann. Und mangels entsprechender Sensorik rechnen Sie, reduzieren also den kreativen, intuitiven Prozess der Schaffung eines harmonischen Gleichgewichtes zwischen Zahlen- und Beziehungsmengen zwischen beiden Seiten einer Gleichung auf Regeln und Zahlen, also rein visuell Greifbares.
Und so ist das auch mit dem "Sehen".
So zumindest meine Lebenserfahrung.