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Können NA etwas denken, das ihnen nicht mitgeteilt wurde?

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31.12.13, 11:37:14

55555

Können NA etwas denken, das ihnen nicht von anderen Menschen mitgeteilt wurde (was sie gelesen, erzählt bekommen haben, etc.)?
31.12.13, 16:21:27

drvaust

Ich verstehe Deine Frage nicht richtig. Kannst Du das etwas erläutern, z.B. mit Beispielen?

Meinst Du, eigene Gedanken entwickeln, die nicht von Anderen übernommen wurden? (Kreativität)
Meinst Du, eigene Themengebiete erarbeiten, die die umgebende Gesellschaft nicht beschäftigt?

31.12.13, 16:23:01

55555

Zitat von drvaust:
Meinst Du, eigene Gedanken entwickeln, die nicht von Anderen übernommen wurden?

Ja, das kommt dem nahe.
02.01.14, 03:03:14

Fundevogel

Ja, NA können das nach meinem Dafürhalten...aber oft ist es wohl so, dass man bei späterem Lesen oder Gesprächen merkt, dass das, was man für sich als völlig neu gedacht betrachtete, wohl von anderen schon vorher gedacht wurde und man selbst (mangels Informationen/Erfahrungen) wohl nur keine Kenntnis von den Denkergebnissen anderer hatte.

Selbst bei wissenschaftlichem Arbeiten wird ja eher selten etwas noch nicht Gedachtes gefunden sondern eher ein Grundgedanke irgendjemandes weiterentwickelt.

Wenn NA keine eigenen Gedanken entwickeln, dann geschieht das häufig aus Bequemlichkeit, aus Unlust präzisieren oder den Dingen auf den Grund gehen zu wollen, aus Angst vor Individualität, die sie gruppenauffällig werden lassen könnte, aus Desinteresse an Wissen, aus Sorge vor dem Verlust der Sorglosigkeit (was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß)...
02.01.14, 10:55:03

CrazyCat

Da NA allzu oft eine vorgefertigte Meinung haben, die sie allenfalls in ein paar andere Worte kleiden, wird es ihnen schwerfallen, tatsächlich individuelle Gedanken zu entwickeln, und diese womöglich auch noch zu diskutieren.
Wenn ich einmal unter NA außerhalb der Familie bin, sage ich zwar nicht viel, aber das, was ich sage, verblüfft die meisten, weil sie in diese Richtung nie gedacht hätten. Das hat mir schon so manches Mal den Titel "Professor" o.ä. eingebracht...

Ich denke, bei NA funktionieren die Denkprozesse größtenteils auf Basis dessen, was sie selber erlebt haben und man ihnen als dringend zu denkend "empfiehlt", um in der Gesellschaft akzeptiert zu sein (z.B. durch Idole). Mit Individualität und Kreativität, die für tatsächlich eigene Gedanken/Meinungen unabdingbar sind, hat das leider nicht viel zutun.

Wie hat doch schon Friedrich Nietzsche gesagt: "Der denkende Mensch ändert seine Meinung." ...?!
02.01.14, 12:48:35

Fundevogel

Neulich sagte mir jemand aus der Familie, dass wenn ich Wissen in eine Fragestellung hinein legen würde, mir das als Besserwisserei und Provokation ausgelegt und Gesprächspartner abschrecken würde, weiter mit mir reden zu wollen, so dass ich deren Meinung und Wissen gar nicht kennen lernen würde.

Wissensaustausch aus reiner Freude am Wissen und als Angebot zur gemeinsamen Entwicklung "Ich sage dir was ich denke, sag du mir was du so weißt und denkst" scheint Argwohn auszulösen.
Es scheint für Nichtautisten wichtig zu sein, dass Gesprächspartner einen therapeutischen Ansatz erkennen lassen: "Du ich liebe dich und will dich nicht vorführen, es ist mir sehr daran gelegen, dass du dich mit mir austauschst, dafür verstecke ich mich und meine Kenntnisse ganz lange, bis du keine Angst mehr vor mir hast."
02.01.14, 13:38:11

CrazyCat

Es begegnet mir auch oft (wenn ich denn mal mit jemandem rede), dass mein allgemeines Infragestellen von Gesagtem als Besserwisserei und ich als Provokateur hingestellt werden.
Dabei finde ich es sehr interessant, Gesagtes (egal, von wem) quasi auseinanderzunehmen, um den tieferen Sinn zu verstehen und den Gesprächspartner zum (Mit-) Denken anzuregen. Aber, scheinbar ist dieses "Verhalten" in der NA-Welt nicht erwünscht... Schade!
04.01.14, 06:43:00

starke Dame

Ich komme oft auf Sachen, die so noch nicht gemacht worden sind. Ich übernehme aber auch Sachen, die ich von anderen erfahren habe, wenn sie so für mich passen.

Vieles entsteht dann aus dem Austausch heraus, wenn ich in einer Angelegenheit eine Lösung suche, dann ist es wichtig, dass man mir andere Lösungen aufzeigt, damit ich weiter komme.

Wenn ich aber in einer Angelegenheit stecke, die ich so lösen kann, sie direkt klar ist, stelle ich es auch nicht in Frage.

Allerdings fühle ich mich da eh freier, auch jetzt z.B. ganz präsent in meiner Mutterrolle, da ich ja sowieso am meisten auf unsere Gefühle achten muss, meine Mutter war zu früh weg, ich glaub da war ich ca 6 Jahre alt, danach gab es keine verleichbaren Vorbilder, ich musste mir da immer eigene Meinungen bilden.

Mein Vater ist kein Familienmensch, d.h., dort bin ich eigentlich auch sehr frei von anderen Gedanken groß geworden. Rückblickend hat man mich doch in meiner Entwicklung sehr viel selber heraus finden lassen.

Jetzt im Erwachsenenalter, stelle ich auch immer fest, dass ich dazu lerne, auch von anderen Denkanstößen, es ist beides gut, egal wo die Quelle genau liegt, hauptsache der Weg geht weiter.
15.02.14, 02:25:48

eraser

geändert von: eraser - 15.02.14, 02:26:10

Schopenhauer sagt: nein.
15.02.14, 12:13:26

55555

Dann würde eine Welt ohne Autisten zum geistigen Stillstand kommen?
15.02.14, 18:58:25

starke Dame

Das wage ich auch zu bezweifeln.

Selbstverständlich würde eine gewisse Vielfalt fehlen, doch gäbe es auch ohne Autisten eine Entwicklung.
Doch wie die aussehen würde, müsste man erst einmal klären, inwieweit Autisten die Entwicklung geprägt haben und inwieweit Nichtautisten.

Natürlich müsste man dann erst einmal klären, trifft es zu, das Nichtautisten unfähig sind, abgehoben von der Mehrheit sich auf die Seite einer Minderheit oder gar alleine hinzustellen und sich für etwas einzusetzen, zur Not auch unter schwierigen Umtänden?

Sicherlich, doch muss man leider auch gestehen, dass es innerhalb der breiten Masse unheimlich viele Mitläufer gibt, die nur dazugehören wollen.
15.02.14, 20:24:50

Fundevogel

Stillstand nicht...Die geistige Aktivität von Nichtautisten würde in eine andere Richtung gehen als Autisten sie wählten.

Geistige Leistungen sind ja meist Verbrauchern und Nutznießern ausgeliefert und dadurch haben sie leider ab und an fatale Formen angenommen, so dass die "angewandte Geistesleistung" nicht immer ein Segen war.

Ich denke, dass man auch nicht verallgemeinern kann, dass Autisten die Denker waren/sind und Nichtautisten die machtbesetzten Anwender, weil in der Geschichte auch Autisten an Entwicklungen beteiligt waren, deren beängstigendes Ausmaß sie überblicken konnten und auch die Macht des Wissens und der Anwendung genossen haben und auch heute genießen.
 
 
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